Nun wird es also spannend
Donald Trump ist vereidigt und damit der 45. Präsident der USA. Es ist eine Zäsur auch darin, dass zum ersten Mal eine Fernsehfigur Präsident wurde (nach Hollywood-Schauspielern wie Ronald Reagan). Trump ist ein Produkt nicht nur des Immobilienmarktes in New York, sondern vor allem auch des US-TV.
Als Archetypus des reaktionären, chauvinistischen Baulöwen, flankiert von militärischen und kapitalistischen Legenden im Kabinett repräsentiert Trump die Restauration Amerikas, zurück in den knallharten und militärisch flankierten Kapitalismus. Trump beginnt seine Amtszeit mit einer Rede voller Versprechungen – vor allem jedoch lässt er das kapitalistische Heilsversprechen wieder aufleben. Er erinnert mit seinen starken Sprüchen nicht nur an die 1960er Jahre, in denen die USA von Aufbruchstimmung über Vietnam in die sexuelle und kulturelle Revolution kippten, und an die 1970er und 1980er, in denen Trump gross wurde. Als Produkt derselben verspricht er auch, mit dem Verbrechen aufzuräumen, und setzt das direkt in den Kontext des Versagens der Washingtoner Eliten.
Damit stellt Trump die Verbindung her, die den Neoliberalismus wie auch den Neokonservativismus zutreffend beschreibt: tatsächlich sind es die Korruption wie auch das Fördern des islamistischen Terrorismus in der Lüge des “War on Terror”, finanziert durch Drogenhandel und vor allem translegale Finanzgeschäfte, die zur Umsetzung der Refeudalisierung auf dem gesamten Planeten dienen. Als gläubiger Kapitalist setzt Trump auf die Mitarbeit von Kapitalisten, um diesem Treiben Einhalt zu gebieten.
Jedem, der Marx gelesen hat, wird der Widerspruch auffallen. Denn der Neoliberalismus ist zwar different zu klassischer kapitalistischer Ideologie, letztlich implementiert er jedoch nur konsequent die Fortführung der kapitalistischen Machtverhältnisse. Wir haben es also mit einem Kapitalismusgläubigen zu tun, der in der Denkwelt des Kapitalismus' gegen dessen direkte Folgen vorgehen möchte.
Dabei beweist Trump Konsequenz in der Auswahl seiner Mitstreiter. Er besetzt sein Kabinett nämlich nicht nur mit Militärs und Erzkapitalisten, sondern auch mit Wallstreet-Leuten, die er glaubt beherrschen zu können, sowie mit Vertretern der Tea-Party-Bewegung. Erstere braucht Trump, denn er will die Wallstreet schliesslich nicht abschaffen, sondern zurück auf ihren Platz weisen. Zweitere können ihm innerhalb der republikanischen Partei eine Massenbewegung verschaffen – etwas, was Fernseh- und Twitterpräsident Trump am meisten fehlt: Basis.
Das von Trump zusammengestellte Gebräu von Kapitalismus und Militär war es jedoch, was den Neokonservativismus und den Neoliberalismus erst gross machte. Ausgerechnet damit “America great again” kriegen zu wollen, verrät einen Tiefgläubigen. Denn dass Marx bisher recht behielt, ist offensichtlich.
Letztlich wurde Trump wohl deswegen gewählt: den Leuten in den USA fehlt der Glaube. Wenn Trump etwas ist ausser der Wettbewerber der Kandidatin, die keiner wollte, dann ist es das, was ihn ins Amt gespült hat: das Klammern vieler Amerikaner an den American Dream. Das hätte eigentlich niemanden überraschen müssen.