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Brüssel, heute – mehr als 100'000 protestieren gegen die AusteritätspolitikEntsolidarisierung

Bahn-Streik: Die meisten haben wohl die Vorgeschichte des Arbeitskampfes vergessen.

Zur Erinnerung: Als in den 90ern Die Bahn privatisiert wurde, war es die damalige DGB-Gewerkschaft Transnet, die sich immer wieder als Vertreter der Arbeitgeberseite geriert hat. Die Transnet wollte die Privatisierung und der Vorsitzende Hansen (SPD) hat damals alles versucht, um seine Partei für Mehdorns Pläne zu begeistern. Transnet war auch dafür verantwortlich, dass die Deutsche Bahn Leiharbeiter (als Lokführer) ins Unternehmen gebracht hat, was die GDL Jahre später durch Streik revidieren konnte. 2007 hat Transnet dann einen Tarifvertrag mit der Bahn unterzeichnet, der es erlaubte, Lokführer über einen Bauernfängertrick für 7,50 Euro die Stunde zu beschäftigen. Für die war dann Transnet die zuständige Gewerkschaft. Damit hatte Transnet aber endgültig eine rote Linie überschritten und die GDL setzte in einem langen Streik 2008 durch, dass die Bahn sie in einem eigenen Tarifvertrag als vollwertige Arbeitnehmervertreterin anerkennen musste. Und was macht der Transnet Vorsitzende Hansen? Er wechselt (ohne Übergangszeit) von der Gewerkschaft zu den Arbeitgebern und wird im Vorstand der Deutschen Bahn AG Arbeitsdirektor. Zwei Jahre im Vorstand bringen ihm am Ende eine Abfindung von 3,3 Millionen Euro. Ich nenne so was Korruption und ich wüsste von keinem anderen so krassen Fall auf Gewerkschaftsseite. Damit war Transnet als Arbeitnehmervertreterin eigentlich praktisch tot. Hansens Erbe trat Krauß an (SPD), der aber auch nach 6 Monaten gehen musste, weil er leitenden Bahn Managern großzügige Boni für den Fall des Börsenganges zusicherte. Das Ende vom Lied: Die DGB-Gewerkschaft Transnet musste wegen Mitgliederschwunds mit der kleinen Beamtengewerkschaft GDBA fusionieren. Die hatte auch bisher alles gedeckt, was die Transnet an Sauereien vorher getrieben hatte. Das Kind dieser Fusion hieß EVG. Und die ist von Anbeginn gemeinsam mit der Bahn AG gegen die GDL marschiert.

Die GDL und die Bahn haben aber nun mal 2007 einen Grundlagentarifvertrag unterzeichnet, der der GDL bisher allerdings nur erlaubte, bei der Bahn Tarifverträge für Lokomotivführer auszuhandeln. Der Vertrag ist jedoch im Juni 2014 ausgelaufen und nun beansprucht die GDL das Recht für das gesamte Fahrpersonal Verträge auszuhandeln. Hiervon sind insgesamt ca. 37000 Beschäftigte betroffen (wovon ca. 10000 nicht gewerkschaftlich organisiert sind) und nicht – wie gerne kolportiert – nur ein paar Lokführer.

Die EVG ist vor allem dadurch auffällig geworden, einen arbeitgeberfreundlichen Kurs zu fahren, die GDL leistet hingegen wirklich gewerkschaftliche Arbeitnehmervertretung. Das passt natürlich weder EVG noch der Bahn und offensichtlich leider (eigentlich ist es nicht anders zu erwarten) der SPD auch nicht. Die Folge ist eine große Propagandakampagne gegen die GDL, die leider von den meisten Medien mitgetragen wird. Das Ergebnis kann man hier in den Kommentarspalten ablesen.

Es ist kaum zu glauben, welchen Schaum hier viele Kommentatoren vor dem Mund haben. Wenn man das so liest, würden wohl viele das Streikrecht überhaupt gerne beseitigen. Und wenn gestreikt wird, dann bitte nur von 1 bis 3 Uhr in der Nacht, wenn es keiner merkt und bitte nicht zu laut, damit der Schlaf nicht gestört wird und bitteschön, einen selbst soll es nicht betreffen. Es wird so getan, als würde die Welt zusammenbrechen. Ich glaube, manche denken: "Holt die Bundeswehr, zwingt sie zur Arbeit!" (Oh ja, das hatten wir in den USA alles schon). Weiß hier überhaupt einer, was ein Generalstreik ist? Natürlich nicht, weil sich heute die Arbeitnehmer so gut wie alles gefallen lassen (müssen) und speziell in unserem Land die organisierte Arbeitnehmervertretung in den letzten Jahren zerschossen wurde. Bei vielen von uns ist es doch so, dass der Arbeitgeber – und sei er auch noch so klein – für seine Belegschaft nachteiliges von heute auf morgen ziemlich einfach durchprügeln kann. Und das übrigens nur, weil er die Macht dazu hat und sei er noch so klein. Da muckt dann niemand auf. Die Angst vor dem sozialen Absturz ist groß. Aber wenn eine kleine, aber mächtige Gewerkschaft kommt und – mit Verlaub - für Tausende kämpft, da soll das nicht mehr erlaubt sein und man sieht den Untergang des Abendlandes kommen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie leicht sich heute Menschen durch gezielte Propaganda beeinflussen und vereinnahmen lassen.

(Quelle: Nutzer “Meerbie” bei RP Online)

publiziert Thu, 06 Nov 2014 21:25:17 +0100 #hetze #meinungsmache #propaganda #streik #tarifautonomie

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