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Katta und Jutta bei log in

Hab eben eine für mich überraschend interessante Sendung gesehen, die vor einiger Zeit lief, nämlich die hier:

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Dort diskutieren Jutta Ditfurth und Katharina Nocun. Die beiden werden, das ist die Fehlkonstruktion der Sendung, als Kontrahentinnen positioniert, jeweils als Vertreterin einer Generation. Beide haben aber gar kein Generationenkonflikt-Denken. Deshalb funktioniert die Sendung auch nicht, und die Moderatoren haben Mühe, den gewollten Konflikt aufrecht zu erhalten. Aber das ist nicht der Punkt, weswegen ich die Sendung anspreche.

Interessant ist für mich, wie Jutta und Katta aneinander vorbei reden. Das ist jetzt wenig überraschend, wenn man (wie ich) Jutta gerne im Fernsehen anschaut. Jutta ist ein Mensch, den ich so einschätze, dass sie recht haben möchte, und auch einverstanden ist, wenn sie dafür die Diskussion verliert – eine Eigenschaft von ihr, die Markus Lanz gerne nutzt, um Jutta als Vernichterin ihrer eigenen Positionen im Fernsehen zu lanzieren (Schreibfehler beabsichtigt).

Jutta ist aber auch ein Mensch, der fast immer recht hat. Sie ist nicht nur intelligent und gebildet, sondern auch klug – in der Analyse. Und dort hat sie auch noch die notwendige Erfahrung. Auf ihr Urteil, auf ihre Analysen kann man sich (fast, mit dem Internet hat sie natürlich so nicht recht, und zwar weil sie die wesentliche Verbesserung der Gegenöffentlichkeit durch das Netz nicht versteht) immer verlassen. Sie macht jedoch nicht einmal den Versuch, ihre Positionen zu verkaufen. Taktisch ist sie nicht nur unklug, sie ist eine wahre Katastrophe ;-) Aber hier in dieser speziellen Diskussion macht sie zwei Fehler, und die haben mit dem aneinander Vorbeireden der beiden zu tun.

Katta redet nämlich über die Probleme, die die jungen Leute (ihre Generation) haben. Dabei sagt sie eben gerade nicht, dass da pauschal die Generation vorher dran schuld sei, aber sie stellt fest, was der Fall ist. Sie kommt gegen das alte Schlachtross Ditfurth rhetorisch kaum an (und wird von den Moderatoren auch benachteiligt, die – wie vermutlich auch Lanz – offensichtlich versucht sind, die steile und damit unerhaltsame Polemik Juttas für die Popularität ihrer Sendung zu nutzen). Jutta redet aber nicht über die Probleme, die irgend jemand hat, sondern über die Gründe, weshalb solche Probleme bestehen. Dabei übersieht sie jedoch, dass man erst einmal die Probleme benennen muss, bevor man zu den Gründen kommt (oder, wenn die anderen die Probleme ansprechen, man sie sich zu eigen machen und dann auf die Gründe hinweisen kann). Übrigens gewinnt Katta deshalb die Abstimmung, denn es ist ihre Generation, die diese Sendung schaut. Sie fühlt sich von Katta – zu recht – verstanden, von Jutta nicht.

Da ich Juttas Ansichten aus ihren öffentlichen Äusserungen kenne, und Kattas Ansichten durch unsere Zusammenarbeit im AK Vorrat, weiss ich, dass die beiden eigentlich eng zusammen liegen. Jutta ist ein Stück weiter links, und glaubt auch nicht mehr daran, dass man das System von innen verändern könnte. Katta dagegen hat wie alle Bürgerrechtler den glühenden Eifer, das System zu verändern, und hat sich für die Piratenpartei entschieden, also den Weg über eine Partei zu gehen – ein Punkt, in dem wir beide uns auch unterscheiden.

Aber Juttas Analyse der Gründe ist vollkommen korrekt: der Grund für den angeblichen “Generationenkonflikt”, weshalb das FDP-Bürschchen, das kein Asylantenkind wie Katta ist (ganz im Gegenteil), weshalb also unser Schnösel hier vom “Schuldenberg” plappern kann, der Grund für die SNAFU ist eben nicht, dass hier eine ganze Generation über ihre Verhältnisse gelebt hätte. Das ist nicht der Fall, denn auch in Juttas Generation gibt es eine Menge Leute, die jetzt in Rente kommen, und bei denen es knalle eng wird. Viele davon werden Sozialhilfe beantragen müssen, weil die Rente nicht zum Leben reicht. Und das nimmt weiter zu, weil es ja von der Politik absichtlich so gesteuert wird. Fast jedes Jahr gibt es eine Rentenkürzung in Deutschland, aber schön Schritt für Schritt. Die Kürzung wird in der Inflation versteckt – nominal gibt es eine Stagnation, was durch die Inflation real eine Kürzung bedeutet (und zwar nicht zu knapp: ca. 2% fast jedes Jahr, das sind schon nach 10 solchen Jahren ca. 20% real weniger Rente – um genau zu sein, 21,9% weniger! Nach 10 Jahren hat jemand, der 1000 EUR Rente bekommt, 11.396,65 EUR weniger auf dem Konto als ihm eigentlich zustehen würden). Und die Leute fallen ja auch auf diesen perfiden Plan von SPD, Grünen, FDP und CDU/CSU herein, und glauben dass die Renten etwa stagnierten (viele Menschen haben sich zu Realwert und Nominalwert eben nie Gedanken gemacht).

Das ist ein Problem, das Katta vielleicht zuwenig sieht (oder vielleicht schätze ich sie da auch falsch ein, weil wir uns über dieses Thema noch gar nicht unterhalten haben). Aber was Katta völlig zurecht bemängelt ist, dass wenn man 50 ist und Lehrer, dann ist man Beamter, wenn man 25 ist und Lehrer, dann hat man einen Elfmonats-Zeitvertrag zum Hungerlohn, und ist einen Monat im Jahr (während den Ferien) Hartz-4. Und das hat sich geändert.

Es ist aber nicht so, dass die Generation 50+ nun übertrieben bezahlt wird, sondern – in dem Bereich noch – einfach richtig und ordentlich. Die Generation 25+ wird dagegen schlicht um ihren gerechten Anteil betrogen.

Denn das Geld ist da: oder was glaubt Ihr denn, wo in Europa auf einmal die 1,2 Billionen EUR (manche sprechen ja auch von 1,5 Billionen EUR) herkamen, mit denen die Banken “gerettet” wurden? Das ist ein grosser Teil der Knete, um die die Generation 50+ und 60+ in der staatlichen Rente, und die Generation 20+ bis 50+ auf dem Arbeitsmarkt und dann später in der staatlichen Rente betrogen werden. Den anderen Teil stecken sich die Reichen direkt in die Tasche, und zwar zum Einen, weil gleich mehr Gewinn bleibt, wenn man die Löhne drückt, zum anderen weil mehr Gewinn bleibt, wenn man den Arbeitgeberanteil an den Sozialversicherungen durch die Privatisierung der Rente drückt, und zum Dritten dadurch, dass ihnen die Versicherungsgesellschaften gehören, die jetzt die private Rente verkaufen – und zwar mit fetten Margen. Es rechnet sich ja nichts schlechter als die private Rente. Das heisst, für die Käufer natürlich, für die Verkäufer ist das ein Bombengeschäft.

Die Generation, die Katta vertritt, wird also nicht nur genauso betrogen wie die Generation vorher, sondern noch zusätzlich auf dem Arbeitsmarkt, mehr mit der Rente, und dadurch, dass sie die Banken-“Rettungs”-Schulden abtragen soll. Denn ein sehr grosser Teil der Staatsschulden ist nur durch das “Bankenretten” hinzu gekommen. Und diesen Staatsschulden stehen nicht – wie den meisten anderen – Investitionen in Infrastruktur gegenüber, die ja da ist und dafür genutzt werden kann. Sondern diesen Staatsschulden steht nichts, nicht das Geringste an Nutzwert gegenüber – es sind die Spielschulden der Zocker und Betrüger, die ihre Beute behalten dürfen, und die Zeche hat der Steuerzahler zu begleichen.

Schnöselchen ist übrigens von der Partei, die federführend den Betrug organisiert und durchführt. Er ist auf der Seite der Profiteure, in allen diesen Fällen. Da kommt Juttas Verachtung her, die ich aus ganzem Herzen teile.

publiziert Sat, 13 Jul 2013 02:31:17 +0200 #kommentar #piraten

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