Leistung lohnt sich nicht
Bernd Kramer kommentiert in der TAZ:
Das Akademikerkind hat eine weitaus größere Chance, von seinem Lehrer für das Gymnasium empfohlen zu werden, als der Sprössling eines Facharbeiters – und das bei gleichen Leistungen. Dieser Vorsprung hat sich im Laufe der Zeit nicht nur nicht verringert, er ist sogar eher größer geworden.
Traurig, aber wahr. Kramer spricht mir mit seinen Worten aus der Seele. Mit einer Ausnahme: er unterschätzt die Probleme der Hochbegabten. Ich wäre da vorsichtig mit der Einstellung, Hochbegabte hätten etwa keine Probleme, oder das sei nachrangig. In Wirklichkeit gibt es in unserem Schulsystem auf breiter Front Probleme zu lösen:
Hauptschulen als Ausländersonderunterrichtsanstalten müssen endlich wieder Volksschulen werden, die Kinder müssen zuerst Deutsch lernen, die das von zu Hause aus nicht können (dazu zählen auch so manche Kinder, die nur den Fernseher kennen und deshalb ein unterentwickeltes Sprachvermögen in ihrer Muttersprache haben).
Es kann nicht sein, dass es in Hauptschulen und sogar in mancher Realschule scheinbar nicht möglich ist, allen Kindern ordentlich Lesen, Schreiben und Rechnen beizubringen (geschweige denn ein Mindestmass an Allgemeinbildung).
Gesamtschulen und Ganztagesunterricht müssen her, damit Kinder auch eine Chance haben, wenn das Elternhaus versagt.
Die Herkunft darf doch gar keine Rolle spielen, wenn eine Schülerin oder ein Schüler gut ist, müssen ihr oder ihm immer alle Möglichkeiten offen stehen.
Förderung von Hochbegabten findet fast nicht statt; da sollte es eigene Kurse in der Gesamtschule geben, die solche Kinder besonders intensiv betreuen – denn diese Kinder sind oft gefährdet abzustürzen (das weiss man oft nur, wenn man da einen direkten Bezug dazu hat, viele denken, solche Kinder hätten es besonders leicht, gute Noten zu kriegen).
Oder, kurz: Bisher wird vor allem das brave, angepasste Mittelmass aus gutem Hause gefördert und belohnt. Stattdessen benötigen wir eine Mindestbildung für alle, Chancen auf jede Menge Bildung für alle, sowie eine Förderung der Kinder nach ihrem individuellen Leistungsvermögen.