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Zuhören…Gefühlt hat das Mädel so sechs bis acht Arme

Der Krieg der Broadcaster gegen die Netizens

Bei einem Generationenkonflikt verlaufen die Fronten selten exakt entlang einer Altersgrenze. Vielmehr geht es um die Zugehörigkeit zu einer Subkultur, die Identifikation mit Idealen, Vorstellungen und Gewohnheiten, dem Usus. So ist es auch beim Konflikt der TV-Macher wie -Seher mit der Internetkultur.

Man erkennt diese Zuordenbarkeit an allen Konflikten in der Netzpolitik, ganz besonders jedoch in der Urheberrechtsdebatte. Auf der einen Seite stehen die Broadcaster, die es gewohnt sind, dass eine sternförmige, unidirektionale Architektur der Medien eine im Wortsinne obrigkeitshörige Masse herausbildet. Die Unterzeichner von http://wir-sind-die-urheber.de/ gehören allesamt dieser Subkultur an – sie sind die, welche oben sind, ganz im Grebeschen Sinne. Nach unten werden die Inhalte ausgestrahlt, an die Zuschauer, die Hörer. Sie sehen im Netz nur die Bedrohung ihrer Position, ihres Geldbeutels, eine Unverschämtheit, die es einzudämmen und wenn möglich abzuwürgen gilt.

Auf der anderen Seite stehen die Netizens, Leute, die Brechts Radiotheorie spätestens mit dem Web 2.0 für umgesetzt halten. Man erkennt das an den Biographien wie den publizistischen Aktivitäten der Unterzeichner der Gegenpositionen auf http://wir-sind-urheber.de/. Es sind Menschen, die die Generation der Broadcaster für nicht mehr systemrelevant halten.

Doch zumindest im letzten Punkte irren sie. Ganz im Gegenteil, das politische System des Parlamentarismus wie auch das der Pfründe-verteidigenden Parteien und Lobbyistengruppen beruht vollständig auf der Lenkung der öffentlichen Meinung von oben. Nicht nur ist mit einer solchen Lenkung das Wiedererwecken des FDP-Zombies machbar, nein, die gesamten Machtstrukturen in der bundesdeutschen politischen Landschaft von Bertelsmann bis Springer basieren darauf. Merkel ist so Kanzlerin, “BILD, BAMS und Glotze”, wie ihr Vorgänger so treffend zusammengefasst hat, sind ohne Zweifel ihre Machtgrundlage.

Deshalb haben die “etablierten Parteien” auch zurecht Angst vor den Piraten. Denn diese vertreten die neue, jüngere Subkultur. Und, so ist es der Lauf der Dinge, diese wird die alte voraussichtlich grösstenteils verdrängen. Das ist mehr oder minder eine Frage von zwanzig Jahren und dem “Nachwachsen” von immer mehr jungen Leuten, die mit dem Internet aufwachsen.

Ausser, ja ausser man kann das Rad der Zeit zurück drehen, oder, falls notwendig, eine vollständige Orwell-Gesellschaft einführen: mit Totalüberwachung, mit ausufernden Hausdurchsuchungen, mit Zensur und “Stopp-Schildern”.

Der Machtkampf ist in vollem Gange.

publiziert Mon, 14 May 2012 11:50:21 +0200 #netzkultur #radio #tv

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