Urheberrecht: Es war zu erwarten, betrübt mich aber trotzdem…
… dass die Debatte auf diesem unterirdischen Niveau geführt wird.
Zunächst mal zu meiner eigenen Positionierung: ich bin Software-Entwickler. Zum Einen führe ich eine Firma, die wesentlich von Software-Entwicklung lebt, zum Anderen veröffentliche ich auch gerne selber freie Software. Beides wäre ohne das Urheberrecht so nicht möglich – egal ob mit Copyright oder Copyleft.
Trotzdem halte ich die Aussagen der Wir sind die Urheber-Autoren für mindestens völlig überspannt, in keinem Falle jedoch für hilfreich. Denn es geht gar nicht darum, kann gar nicht darum gehen, ob wir ein Urheberrecht brauchen. Selbstverständlich brauchen wir das. Es geht darum, was für eines. Und zu diesem Thema, wie denn das Urheberrecht an die Bedingungen in der Realität der vernetzten Welt anzupassen sei, damit es auch weiter funktioniert, leisten diese Autoren zumindest in ihrem offenen Brief keinerlei Beitrag.
Dabei müsste das das Hauptthema sein. Denn so kann es nicht mehr weitergehen: “Anwaltskanzleien”, die diesen Namen gar nicht verdienen, weil sie reine Abmahnfabriken geworden sind, scheffeln Abermillionen mit dem Versenden von Briefen. Ich hatte selbst schon Entwicklungs-Anfragen von solchen “Kanzleien” in der Firma, und da geht es nur um eins: um's vollautomatisierte Abzocken. Die “bösen Briefe” sind zum Angstmachen, die Kosten dagegen, die in Rechnung gestellt werden, sind nie entstanden – eine reine betrugsmässige Abzocke im ganz grossen Stil, vergleichbar vielleicht allenfalls noch mit den Geldeintreiber-“Anwaltskanzleien” der Deutschen Telekom und anderer deutschen Grossunternehmen, die gleich eine kostenpflichtige Telefonnummer für die Gegner bereithalten, damit sie sogar an den Beschwerden verdienen.
Auch wenn der eine oder andere CSU-Bundestagsabgeordnete der Ansicht ist, Deutschland werde etwa von Sicherheitsbehörden regiert, so weit sind wir noch nicht wieder. Aber auch wenn inzwischen viele Staatsanwälte gemerkt haben, dass sie hier nur missbraucht werden, der Schaden bei den Konsumenten durch zweifelhaft begründete Hausdurchsuchungen und Beschlagnahmung (und damit Enteignung) von Computern und sonstigen Gegenständen übersteigt inzwischen vermutlich sogar den oft nur herbeiphantasierten Schaden der Verwerter.
Ist das wirklich, was jene Autoren wollen? Eine Totalüberwachung des Internet-Verkehrs, eine Vollzensur, und dann noch Heerscharen von Abmahn“anwälten”? Von deren Profit erhalten die Autoren doch keinen Cent. Diese schaden nur massiv dem Ruf der Juristen allgemein, und stopfen sich selber die Taschen voll – und, so ist zu vermuten, wohl auch ihren Auftraggebern. Das sind aber nicht die Urheber von Werken, höchtens der Machwerke der Abmahnschreiben.
Das soll also der Weisheit letzter Schluss sein? Dass sich in Europa auch weiterhin kein Hulu, kein Netflix gründen kann? Was haben denn jene Urheber für eine Ansicht zu dem Thema, dass früher einmal Unternehmen sich Wege ausdenken mussten, den Bedarf von Konsumenten zu befriedigen, und nicht ihre Kunden mit juristischer Peitsche zum Kauf ihrer Produkte zwingen konnten? Kommt da wirklich gar nichts aus der Ecke?
Da hüllen sich jene Urheber also in Schweigen. Andere Urheber glücklicherweise nicht: es gibt durchaus diskussionswürdige Vorschläge. Nur auf die geht keiner ein. Zumindest nicht aus der Ecke, aus der Urheber stammen, die sich von ihrem Agenten zur publicity-trächtigen Unterschrift unter einen völlig inhaltsleeren Brief verleiten lassen.
Wirklich schade.