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Sogar der Spiegel schreibt erneut den widerlichen BlödsinnIch nenne Guttenberg jetzt umgangssprachlich Kriegsminister

Die Würde des Menschen ist unantastbar - auch für den Spiegel

Manchmal ist man wirklich froh, dass es in unserer Verfassung Artikel gibt, die auch einer Zweidrittelmehrheit nicht gekippt werden können. So auch gleich Artikel 1: "Die Würde des Menschen ist unantastbar."

Sonst müsste man Texte wie den von Edgar Dahl im Spiegel viel mehr fürchten, der die Würde des Menschen für durchaus antastbar hält. Zumindest will Dahl die Menschenwürde aus der bioethischen Debatte verbannen:

Dies bringt mich zu meinem Hauptargument. Offenbar können wir jede Verletzung der Menschenwürde genauso gut, ja sogar noch weit besser, als eine Verletzung eines Menschenrechts beschreiben. Wenn dem so ist, dann wird aber der Verweis auf die Würde des Menschen nicht nur inhaltsleer, sondern geradezu überflüssig.

Ganz offensichtlich sieht Edgar Dahl die Menschenrechte als rechtspositivistisch "vom Himmel gefallen" an. Damit impliziert er, ob er das beabsichtigt oder nicht, dass man diese beliebig auch wieder ändern oder im einen oder anderen Falle ignorieren könne. Denn wenn die Menschenrechte nichts sind, was unveränderlich so sein muss, so kann man sie beliebig dehnen und mit anderen Interessen abwägen.

Eine moderne idealistische Position benötigt sicher die christliche Definition des "Ebenbild Gottes" nicht mehr, obwohl man als Humanist in dem einen oder anderen Punkte mit den Denk-Ergebnissen vieler Christen übereinstimmt. Aber Humanismus lässt sich durchaus rational begründen: nämlich als für Menschen geeignetes Ethik-Konzept, das zum besseren Zusammenleben für alle Menschen führen kann.

Dem Dumpfbacken-Mechanismus, den Dahl jedoch für "modernen Naturalismus" hält, nämlich dass der Mensch ausschliesslich ein Tier wie alle anderen sei, definiert als biologische Maschine, hatte wirklich schon Kant geistig den Garaus gemacht; spätestens aber seit dem Erscheinen von Wittgensteins "Philosophischen Untersuchungen" sollte man jedoch erwarten, dass in einer öffentlichen Ethikdiskussion niemand mehr solch naive Anfängerfehler macht.

So viel Naivität wäre denn auch wirklich niedlich, wenn sie nicht derart gefährlich wäre: schliesslich können deren Denkergebnisse eine konkrete Bedrohung für sehr viele Menschen sein. Leider wird sie gerade wieder modern.

Das hat sicher mit dem mechanistischen Missverständnis zu tun (Download), es ist meiner Erfahrung aus der öffentlichen Diskussion nach hauptsächlich darauf zurück zu führen, dass immer mehr Struktur- und Naturwissenschaftler sich für Philosophen halten, ohne sich jemals die Konzepte in diesem Fach zu Gemüte geführt zu haben. Und so machen sie all die Denkfehler eben erneut, die in der philosophischen Diskussion teilweise bereits vor hunderten von Jahren aufgedeckt worden sind.

publiziert Sat, 17 Apr 2010 12:01:22 +0200

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