The science of things that aren't so
Betrachten wir mal ein interessantes menschliches Phänomen. Ein Phänomen, das in allen Bereichen des Lebens existiert und das Irving Langmuir mit Blick auf die Naturwissenschaften trefflich mit The science of things that aren't so umschrieb. Er meinte damit wissenschaftliche Forschungen, die sich mit nicht-existenten Effekten oder Entitäten befassen - und dies nicht auf der Meta-Ebene, sondern ganz unmittelbar. Dabei geht es nicht um einzelne irrgeleitete Arbeiten oder Forscher sondern um ganze Forschungszweige, die sich über Jahre oder Jahrzehnte entwickeln, anerkannt in der wissenschaftlichen Gemeinde, durchgeführt von anerkannten, teils bedeutenden Wissenschaftlern mit anerkannten Methoden und mitunter hundertfach publiziert in anerkannten Fachjournalen - und die sich doch nur mit Beobachtungen und Phänomenen beschäftigen, die allein in den Köpfen der Wissenschaftler existieren. Solche Entwicklungen sind gar nicht so selten wie man vielleicht vermuten sollte.
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Man hört von Gläubigen aller Couleur – sind sie mit Widersprüchen zu ihrem Glauben konfrontiert – viel eher eine Ausrede als ein Einsehen. Nagelt man sie auf den Widerspruch fest, so werden sie emotional. Einsehen ist aber auch so nicht zu haben.
Es ist bei Gläubigen überhaupt nicht zu haben. Dabei spielt keine Rolle, an was sie glauben, welcher Ideologie sie aufgesessen sind. Ist das einmal passiert, so sinkt die Häufigkeit rapide ab, dass man beobachten kann, wie sich Glaubens-Ansichten ändern. Und das ist auch unabhängig davon, über welchen Teil ihres Glaubens man sie mit einem Widerspruch konfrontiert. Sie verteidigen ihre Dogmen eisern, alle.
Das lässt zwei Vermutungen zu:
Entweder, viele Menschen sind gar nicht fähig kritisch zu denken – das Konzept funktioniert nur bei wenigen Menschen. Dann wäre dieses Phänomen möglicherweise natürlichen Ursprungs (“bauartbedingt”).
Oder aber es handelt sich um eine Denkfalle: dann sind alle Menschen gefährdet. Bei der Häufigkeit der Gläubigen wäre bei letzterem davon auszugehen, dass die Ideologiefalle leicht zu erreichen ist – der “Point of no return” wäre eng gesetzt in jeder Richtung der vermeintlichen “Wahrheit”. Kritisches Denken wäre dann eine Art Tanz auf der Nadelspitze: egal, in welche Richtung man beginnt zu glauben, man sollte sich tunlichst nicht allzu sicher der vermeintlichen Wahrheit nähern.
Kritisches Denken wäre dann eine Art instabiler Gleichgewichtszustand.
publiziert Fri, 05 Feb 2016 23:55:35 +0100 #dwüdw #pseudowissenschaft #wahrheit #wissenschaft