Krieg als Generationenaufgabe
Führende deutsche Medien sprechen nach den Pariser Terroranschlägen vom vergangenen Freitag von einem neuen Weltkrieg. Dem ganzen Planeten werde gegenwärtig ein dritter Weltkrieg aufgezwungen, heißt es exemplarisch in einer bekannten Tageszeitung. Das Blatt mahnt, der Krieg gegen den IS werde noch nicht mit der Intensität geführt, die in einem Weltkrieg nötig wäre. Andere Blätter fordern ein entschlossenes Vorgehen ohne Halbherzigkeit oder gar Selbstvorwürfe: Dass nach 14 Jahren Anti-Terror-Krieg der Terror stärker sei als je zuvor und die arabisch-islamische Welt sich in einer katastrophalen Lage befinde, liege nicht an verfehlter Politik des Westens, sondern daran, dass im muslimischen Krisengürtel von Pakistan bis Marokko ohne Schuld des Westens Zerfalls- und Entzivilisierungsprozesse eingesetzt und zu einem zivilisatorischen Zusammenbruch geführt hätten. Ergänzend zu einer Fortsetzung oder sogar Ausweitung der militärischen Interventionspolitik fordern verschiedene Medien eine beträchtliche Ausweitung der inneren Repression; so solle bei Terrorgefahr künftig die Bundeswehr den Schutz als gefährdet geltender Straßen übernehmen. Aus der umfassenden Formierung der öffentlichen Meinung und der Vorbereitung auf einen Weltkrieg schert unter den großen überregionalen Medien der Bundesrepublik lediglich eine bekannte Wirtschaftszeitung aus. Deren Geschäftsführer Gabor Steingart warnt, mit militärischer Eskalation schaffe man keinen Frieden, sondern züchtet Selbstmordattentäter. Man müsse endlich nach Alternativen suchen.
Den Bericht gibt's bei German Foreign Policy.
publiziert Wed, 18 Nov 2015 11:21:51 +0100 #deutschland #krieg #kriegstreiber #militarismus