“Ich bin Pack” – Nein, bist Du nicht
Ich bin Pack
Die folgenden Zeilen schreibe ich, bevor ich meinen wöchentlichen Termin bei unserer nationalen Kampfsporttauchergruppe “Herman Göring” habe und danach noch die regionale nationale PickUpArtist Gruppe “Ernst Röhm” besuche.
Wer die Ironie noch nicht gefunden hat, sollte weiter Spiegel, Focus oder Zeit lesen. […]
Es ist leicht in Westdeutschland als Vertreter der Mittelschicht für eine gesteigerte Aufnahme von Flüchtlingen zu sein. Als ich in Westdeutschland gelebt habe, habe ich auch “Gutmenschenstandpunkte” vertreten. Seitdem ich wieder in Ostdeutschland lebe und mit den Menschen aus den Plattenbauvierteln wieder regelmäßig rede, gehen mir die Argumente aus.
Jeder soll sich mehr für Flüchtlinge engagieren und auch bereit sein zu teilen. Fällt nur schwer bei ALG II Bezug oder wenn das Einkommen auf Mindestlohnniveau ist. Fällt nur schwer, wenn die Kinder ein Problem mit Crystal haben oder die Eltern dem Alkohol verfallen sind. Fällt nur schwer, wenn suchtkranken Menschen der ALG II-Bezug gekürzt wurde und medizinische Behandlungen nicht in Erwägung gezogen wurden. Fällt nur schwer für Menschen, die sich als gesellschaftlicher Abschaum wahrgenommen fühlen.
Du willst Pack sein? Nein, bist Du nicht. Du zeigst nämlich Empathie.
Du zeigst Empathie für Menschen in Not. Und das sind auch gerade Hartz-4-Empfänger. Denn dieses Unterdrückungssystem ist nichts als widerwärtig. Es nimmt den Betroffenen ihre Würde. Und ist alleine deshalb schon abstossend. Menschen in Not sind auch Wendeverlierer. Es sind die Verlierer in dieser auf “Wettbewerb” getrimmten Gesellschaft, in der die einen mit reichen Eltern 2m vor der Ziellinie starten, und die anderen zwei Marathons vor sich haben, es wird jedoch nach 20 Minuten abgepfiffen. Es sind die Leute, denen niemand eine Chance gibt – weil sie krank geworden sind, weil sie psychisch dem Druck nicht standgehalten haben, und der “Sozialstaat” besteht aus dem Durchfechten von Anträgen – wofür sie keine Kraft mehr haben.
Deshalb kannst Du kein solches “Pack” sein. Gemeint mit dem “Pack” sind die Leute, die keinerlei Empathie für Menschen in Not aufbringen. Es sind diejenigen, die rassistisch hetzen und Hass verbreiten. Es sind die, die kulturchauvinistisch hetzen. Und es sind vor allem auch diejenigen, denen andere Menschen völlig egal sind, Hauptsache in ihrem Wohngebiet sind die Immobilienpreise nicht gefährdet. Sollen sie halt woanders hin, oder verrecken, die Flüchtlinge! Aber nicht vor unserer Haustür, wer putzt dann die Sauerei weg?! Letztere mögen übrigens auch keine Sozialwohnungen für Hartz-4-Empfänger in ihrem Viertel. Das sollten sich ALLE Hartz-4-Empfänger mal auf der Zunge zergehen lassen, bevor sie sich verhetzen lassen.
Aber Du sprichst auch ein ganz wesentliches Problem an: ausgerechnet die Schwächsten in der Gesellschaft sind oft anfällig für die Sirenengesänge der rechten Verführer. Die, die von den Rechten in Wirklichkeit nur als “Pöbel” angesehen werden, und im nächsten Krieg maximal das Kanonenfutter darstellen dürfen, ausgerechnet diejenigen lassen sich oft in rechte Ideologie und Hass hineinziehen, statt dass sie so klever sind, und sich gegen ihre Unterdrücker solidarisieren.
Das ist jedoch das Hauptproblem. Es ist nichts, wofür man Verständnis aufbringen sollte. Es ist nichts, was man akzeptieren darf.
Es ist das, wogegen man angehen muss. Man muss den Leuten Solidarität bieten, allen Menschen in Not. Denn in Wirklichkeit haben der Hartz-4-Empfänger und der Flüchtling aus Syrien oftmals viel mehr gemeinsam, als sie es sich beide vorstellen können: beide wollen ein normales Leben zurück haben. Und ihre Unterdrücker, die arbeiten zusammen.
Oft bilden letztere sogar ein und denselben Personenkreis.
publiziert Thu, 27 Aug 2015 18:24:02 +0200 #flüchtlinge #kommentar #nazis