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Jochen Leufgens vom WDR wird mal deutlichLügen aus heiterem Himmel

“Spacken” wie Bellingcat liefern etwas, das die Systempropaganda braucht. – Das ist alles eine ganz spezielle Variante von “Catch 22”.

“Spacken” wie Bellingcat liefern etwas, das die Systempropaganda braucht. Und das sind entgegen dem oberflächlichen Anschein nicht bestimmte Inhalte.

Wenn es nicht bestimmte Inhalte sind, mit denen diese “Spacken” das System unterstützen, womit helfen sie der Systempropaganda dann?

Das wird vielleicht leichter verständlich, wenn man sich eine Gemeinsamkeit vor Augen führt, die man mehr oder weniger an allen Aktionen der “Spacken” bemerken kann: ihre Unsinnigkeit. Genauer: Der bemerkenswerte Umstand, dass die Unsinnigkeit ihrer Inhalte keinerlei Einfluss auf die Rolle hat, die sie bei der Unterstützung des Systems spielen.

Aktuell ist es die lächerlich miserable Bildanalyse von Bellingcat und die darauf gegründeten Anschuldigungen gegen Russland, die leicht zu entlarven sind. Aber auch in vielen früheren Situationen, in denen die jeweilige kapitalistische Legende begründet angezweifelt wurde (JFK, 9/11, London...), traten immer wieder sogenannte Debunker auf, die so taten als könnten sie die Zweifel an der jeweiligen regierungsamtlichen Version der Ereignisse zerstreuen.

Das Auffällige an diesen systemschützenden Debunkingaktionen war und ist stets die Leichtigkeit, mit der die Unhaltbarkeit der Systemschutzbehauptungen dargelegt werden kann. So hielt zum Beispiel keine der bisher von Bellingcat hervorgebrachten und stets mit der Systemlegende konform gehenden Lügen auch nur ersten Überprüfungen stand (man erinnere sich nur an all die behaupteten russischen Invasionstruppen, die sich stets mitsamt ihrer Panzer ohne die geringste Spur in Luft ausgelöst haben).

Ganz krass ist das beim Thema 9/11: Die Behauptungen, der messbare und also nachweisbare und deshalb von NIST nach langer Gegenwehr auch eingestandene freie Fall von WTC7 über 2,25 Sekunden sei mit der regierungsamtlichen Legende zu 9/11 in Einklang zu bringen, ist vielleicht – trotz allem berechtigten Kopfschütteln über religiösen Wahnsinn – der eklatanteste Fall von “Lügen im Angesicht handgreiflicher Beweise des Gegenteils” in der gesamten Menschheitsgeschichte.

Durch solche Fälle drängt sich der Gedanke auf, dass es bei den Systemschutzagenden in Medien, Foren und Stammtischen nicht im Geringsten um die Plausibilität von Inhalten geht, sondern um den bloßen Akt, etwas – irgendetwas! – zu verbreiten, von dem man dann sagen kann, es würde diejenigen widerlegen, die die Systempropaganda anzweifeln.

Es geht nicht um die Plausibilität der Inhalte von Debunkern und all diesen Bellingcats sondern es geht um den Akt des Vorlegens eines Librettos, das dann in Foren und Stammtischen die Menschen dankbar nachsingen, die vorher schon die Entscheidung getroffen haben, dass sie das Lied des Systems singen wollen.

Es spielt einfach keine Rolle, dass das Libretto von den Massenvernichtungswaffen im Irak als vorsätzliche Lüge entlarvt wird. Es spielt weder zu der Zeit eine Rolle, in der das System die Lüge noch benutzt, noch spielt es nachher eine Rolle, wenn das System die entsprechende Propaganda nicht mehr braucht. Es spielt lediglich eine Rolle, dass diejenigen, die die Systempropaganda nachgröhlen wollen, solange ein Libretto haben, solange das System sein Handeln bemänteln zu müssen glaubt.

Und dabei spielt es absolut keine Rolle, wie idiotisch die Inhalte des Librettos sind. Die systemschützenden Foristen und Stammtischbrüder (und Stammtischschwestern und geschlechtslose Stammtischfeministx) lechzen dankbar noch nach dem letzten Unsinn, der ihnen das manchmal geradezu dadaistische Schauspiel “Sachlich begründete Zustimmung zur Legende des Systems” ermöglicht.

Die Diskussionen um die Abrisssprengung von WTC7 hier bei Telepolis gehören mit zu den deutlichsten Belegen hierfür, die ich selbst miterleben musste. Selbst Religioten machen beim Versuch, ihre Krankheit schönzureden, einen weniger idiotischen Eindruck als diejenigen, die eine Entlarvung von wirklich bedeutenden Systemlügen weggröhlen müssen.

Und deshalb sind “Spacken” wie Bellingcat so wichtig. Nicht weil sie Belege für irgendeine Schuld Russlands oder für Massenvernichtungswaffen im Irak oder für die Beteiligung von Islamisten an der Ursache für den freien Fall von WTC7 über eine Höhe von 8 Stockwerken liefern würden. Sondern weil sie denen eine Möglichkeit liefern, so zu tun als gäbe es solche Belege, die aus sachfremden (meist psychologischen) Gründen so tun wollen oder müssen, als gäbe es solche Belege. Also Belege für die bereits als Lügen entlarvten Lügen des Systems.

“Spacken” wie Bellingcat liefern etwas, das die Systempropaganda braucht. Und das sind entgegen dem oberflächlichen Anschein nicht bestimmte Inhalte, sondern die bloße Möglichkeit, so zu tun als gäbe es solche Inhalte.

Entgegentreten kann man den Bellingcats nur, indem man ihre Inhalte als Lügen oder als den völlig hirnlosen Unsinn entlarvt, der sie dann sind, wenn man sie als inhaltliche Aussagen ernst nimmt. Da es aber weder den Bellingcats dieser Welt noch ihren Chören in den Foren um diese Inhalte und ihre Glaubwürdigkeit geht, kann man den Bellingcats dieser Welt eigentlich gar nicht entgegentreten (um so weniger natürlich, wenn sie selbst trollender und provozierender Forist und Forenmoderator mit Löschberechtigung in Personalunion sind, wie dies hier bei Telepolis offensichtlich der Fall ist!).

Es ist jenseits der Möglichkeit vernünftiger Zweifel klar, dass nicht Russland die Ukrainekrise zu verantworten hat, dass Hussein keine WMDs hatte, dass WTC7 gesprengt wurde, dass die Erde rund ist, dass es Superhelden nur in Comics gibt und dass kein unsichtbares Gespenst einem bronzezeitlichen Ziegenhirtenclan in Palästina irgendwelche Ländereien eines anderen Ziegenhirtenclans geschenkt hat.

Jenseits der Möglichkeit vernünftiger Zweifel. Es geht aber nicht um vernünftige Zweifel. Es geht um das Schauspiel “Vernünftige Zweifel” am Offensichtlichen.

Wie soll man gegen jemanden, der Vernunft nur spielt, mit Vernunft ankommen? Wie soll man jemanden wecken, der sich aus welchen Gründen auch immer nur schlafend stellt? Kein Argument, kein Beweis und schon gar kein Experiment kann vorsätzlich unvernünftigen Zweifel überleben.

Wer die Abrisssprengung von WTC7 bestreitet oder eine Aggressivität Russlands im Ukrainekonflikt behauptet, hat an Vernunft und Wahrheit keine Spur mehr Interesse als eine Außenministerin, die behauptet, ein unsichtbares Gespenst habe irgendwann mal ihrem Volk das Land des Feindes geschenkt, weshalb sie diese Feinde von ihrem Land vertreiben dürfen.

Und wenn jemand so klar erkennbar kein Interesse an Vernunft und Wahrheit hat, wie soll man dem dann durch vernünftige Argumentation und Beweise die Wahrheit andemonstrieren?

Die Aufgabe all der Bellingcats dieser Welt ist es, diesen unvernünftigen Zweifel am manchmal völlig Offensichtlichen zu ermöglichen. Sie sollen denjenigen, die die Systempropaganda nachsingen wollen, die Möglichkeit geben, den Anschein einer Berechtigung hierfür vor sich selbst und vor Glaubensbrüdern zu wahren.

Die von den Bellingcats dieser Welt hierbei benutzten Inhalte zu analysieren und vernünftig zu kritisieren ist (neben einer Entlarvung ihrer Strategie) zwar einerseits die einzig mögliche Antwort der Vernunft, reduziert aber andererseits die Vernunft zu jemanden, der einen Bock melkt und dabei ein Sieb drunter hält.

Das ist alles eine ganz spezielle Variante von “Catch 22”.

(Quelle: Kommentator “Schopy” im Heiseforum)

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