Die Ideologie darf weiter auf den SciLogs ihre Blüten treiben
Atheisten sterben nicht aus, sie verebben (nur) demografisch
Das schreibt “Religionswissenschaftler” Michael Blume. Den Religionswissenschaftler hab ich mal in Anführungszeichen geschrieben, obwohl Blume so bezahlt wird. Jedoch hat er wohl jedes Maß verloren (falls er es je hatte), was Kritik an seinen, wenn man höflich sein will: steilen Thesen betrifft.
In den Kommentaren zu obigem Artikel wird Blume darauf hingewiesen (meiner Ansicht nach zurecht), dass seine Thesen ins Biologistische abgleiten. Statt jedoch auf die Kritik einzugehen, verhält sich Blume wie alle Ideologen: mit Fragestellungen, die seiner Ideologie zuwider laufen, möchte sich dieser “Religionswissenschaftler” nicht beschäftigen. Stattdessen versteift er sich auf's Personalisieren, und argumentiert ad hominem.
Ich finde die Art und Weise, wie vom Autor Thesen aufgestellt werden, für ein Wissenschaftsblog genauso skandalös, wie ich die Diskussion für höchst fragwürdig erachte. Sowohl die Texte des Autors als auch die Kritik sind ideologisch verseucht. Eine Trennung von Empirie, Interpretation und schliesslich Deutung findet an keiner Stelle statt. Wissenschaftstheoretisch ist fast alles eine Suppe – das ist eine Bankrotterklärung. Wenn man Kritik äussert, so wird diese jedoch auch ständig personalisiert – und zwar vom Autor. Das ging mir früher an der Stelle bereits so, und es geht wohl vielen (wenn nicht allen) anderen Kritikern so. Das Argumentum ad hominem feiert fröhliche Urständ in diesem Blog.
Wissenschaft geht anders. Da sind erst einmal empirische Ergebnisse methodisch zu hinterfragen. Schon in der Methodik muss man ideologische Motivation ausschliessen können. Dann sind die erfassten Daten nüchtern zu interpretieren, und zwar basierend auf dem Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis bezüglich gängiger Theorie.
Gängig ist jedoch, dass Religion nicht vererbt, sondern tradiert wird. Gängig ist, dass Religion keinesfalls fest mit dem einzelnen Menschen verbunden ist, sondern dass Menschen ihre Glaubensvorstellungen auch wechseln können. So können Atheisten weder “aussterben” noch “verebben”, sondern eine Population kann verebben. Wollte man seriös eine ähnliche These wie der Autor vertreten, so könnte man z.B. die These aufstellen, dass menschliche Populationen verebben, falls sie nicht mindestens einen gewissen Anteil an religiösen Menschen aufweisen. Das wäre eine empirisch prüfbare These.
Nur gibt es, wie ich in dieser Diskussion bereits an früherer Stelle angemerkt habe, dafür keine empirische Datenbasis, kann keine dafür geben. Denn das Phänomen, dass menschliche Gesellschaften einen hohen Anteil an Atheisten aufweisen, ist rezent belegt, historisch jedoch nicht nachgewiesen. Somit kann die o.a. These derzeit nicht empirisch beantwortet werden. Die These jedoch, dass Atheisten “demographisch verebben”, ist Quark. Sie vermischt die o.a. Dinge, und stellt deshalb keine wissenschaftliche Fragestellung dar – denn auch eine solche Fragestellung muss wissenschaftstheoretisch standhalten. Die Frage, ob es nachts kälter als draussen ist, ist zwar eine solche, aber eben keine wissenschaftliche Fragestellung.
Ich finde es unverständlich, weshalb solche Zustände bei den SciLogs möglich sind. Der Verlag blamiert sich doch so.
publiziert Sun, 26 Oct 2014 10:08:49 +0100 #epistemologie #esoterik #ideologie #medienkritik #philosophie #religion #religionswissenschaft #wissenschaft #wissenschaftstheorie