“Wie kommen wir dazu, Thyssen-Krupp die Gerüstbauhelfer zu finanzieren?” – An die Polizei in Baden-Württemberg soll sich nur noch wenden können, wer das bezahlen kann
Kant, einfach erklärt
Ich lach mich grad weg über die beste Ausdeutung Kantscher Epistemologie, die ich bisher lesen durfte ;-) Die ist so gut, die will ich Euch nicht vorenthalten:
Und jetzt noch mal zum Mitmeißeln (am Bsp. eines dampfenden Kuhfladens):
Kant sagt:
Es existieren reale Dinge.
Sie affizieren unsere Sinne ⟶ Initialisierung des Kuhfladens: Wir nehmen einen starken, würzigen Geruch wahr. Wir sehen einen Schlonz dunkelbraun und fliegenumsurrt auf der grünen Wiese wabern … etc.pp.
Unsere Sinnlichkeit und unser Verstand “konstruieren” aus diesen Data der Wahrnehmung eine Erscheinung; sie wird u.a. auch benamst als 'Kuhfladen'.
Kant sagt: Das, was wir da als Erscheinung vor uns haben (in unserem Bw also) ist nicht das Ding, von dem die Affektionen (i.F.v. Kuhfladenduft usw. wahrnehmbar) ausgehen, sondern ein Konstrukt unseres Verstandes, weil wir an die sinnliche Erscheinung Kategorien anlegen … usw. usf.
Kant sagt weiterhin: Weil die Erscheinung in unserem Verstand gebildet wird, sind alle Eigenschaften und Zustände, die darin begründet liegen, nicht Eigenschaften, Zustände usw. des Dinges, sondern des konstruierenden Verstandes in Zusammenarbeit mit der Sinnlichkeit. Deshalb ist es unsinnig – sagt Kant –, von Eigenschaften etc.pp. des Dinges zu reden, denn davon wissen wir ja gar nichts – außer, daß es existiert, weil es sonst schlicht und ergreifend nicht affizieren könnte!
Existenz ist aber für Kant kein (echtes) Prädikat! – Aufpassen jetzt, Manfred Feodor, es wird nun klar: Sondern Existenz ist für Kant Voraussetzung dafür, daß irgendwelchen Dingen überhaupt irgendwelche Eigenschaften zugeschrieben werden können … und sei's nur über Erscheinung. Für Kant (und nicht nur für ihn) ist es absurd zu denken, etwas werde Eigenschaft zugewiesen (logische Prädikasierung), das gar nicht existiert!
Es gibt diverse Ansätze zu einer Kritik Kants Vorstellung, wie sie hier äußerst vergröbernd umrissen wurde. Aber was Du ihm unterjubeln möchtest, ist schlicht absurd und hat mit Kant nichts, aber auch gar nichts zu tun.
Ich selbst – wenn Du erlaubst, daß ich das kurz noch sage – bin ebenfalls nicht vollends mit Kants Konzept einverstanden. Ich sehe nämlich nicht ein, warum die “Affizierung” maximal die Existenz (der realen Dinge) verbürgen können soll. Denn mir will scheinen, eine Affektion über die Sinnlichkeit (!) “übertrage” allemal mehr als die Voraussetzung einer Unhintergehbarkeit der Existenz der Außenwelt.
Freilich stimme ich mit Kant überein, daß uns nicht – irgendwie magisch oder so – direkt Eigenschaftsinformationen usw. zuwachsen. Wie sollte das gehen ohne Zauberei? Aber ich nehme an, kann das allerdings nicht zeigen, sondern nur vermuten, daß ein neuer Begriff von Information uns vielleicht weiterhelfen könnte, hier ein Stück epistemologisch voranzukommen (ich nehme weiters an, daß das auch entsprechende empirische Forschungen befruchten könnte). Mir ist nämlich eines evident: Wenn ich auf einer saftigen Almwiese spazierend von einem Ding affiziert werde, das mein Verstand dann zu einem Kuhfladen macht, so ist das ja schön und gut, aber ich werde bei diesem Wahrnehmungsakt noch von vielerlei anderen (!) Dingen affektmäßig beeindruckt! Von dem Blau des Himmels, dem Gesumm der Bienen, dem Duft der Kräuter etc.pp.
Das sind alles (oder doch großteils, denn ich kann zugleich ja auch noch imaginieren) Eindrücke, die mir die Dinge (an sich) aufprägen. und da kriege ich m.E. sehr wohl etwas außer der Voraussetzung, daß sie existieren, mit: Und zwar mindestens Differenz in der Art: Diese Erscheinung ist nicht so wie jene Erscheinung. D.h.: Ex negativo beeinflußt mich das Ding (an sich selbst betrachtet) also durchaus mit Rückschlußmöglichkeit auf es selbst: und zwar in der Weise, daß es in sich differenziert sein muß und daß es strukturiert ist. Ich vermute, daß die so hergestellte Signifikanz (ich meine das in einem strengen semiologisch-linguistischen Sinn), würde sie in einen neuen, innovativen Begriff von 'Information' einfließen, uns so manche Überraschung auch in erkenntnistheor. Dimension vermitteln könnte. Zeigen kann ich das (bisher) nicht, weil meine eigenen Überlegungen dazu nur bruchstückhaft und nicht durchgearbeitet sind. Aber eines ist für mich ausgemacht in diesem Zusammenhang: Der heute verwendete Informationsbegriff ist defizitär. Da muß mal jemand mit einer ganz zündenden Idee kommen … dann wird vermutlich die ganze Choose wieder ein kleines Stück vorankommen. Es zeigte sich dann womöglich auch, daß Kants apodiktisches Urteil über die Dinge (an sich) zu revidieren ist.
(Quelle: Sina da Ponte in de.sci.philosophie)
publiziert Sat, 08 Mar 2014 10:21:28 +0100 #epistemologie #philosophie