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“In eigener Sache: SPIEGEL legt Betrugsfall im eigenen Haus offen”

In eigener Sache: SPIEGEL legt Betrugsfall im eigenen Haus offen

Ein Reporter des SPIEGEL hat in großem Umfang eigene Geschichten manipuliert. Durch interne Hinweise und Recherchen erhärtete sich in den vergangenen Tagen der Verdacht gegen Claas Relotius – der inzwischen Fälschungen zugegeben und das Haus verlassen hat. Auch andere Medien könnten betroffen sein.

Den Bericht gibt's hier. Siehe auch diesen Kommentar.

Es wird nun Zeit, über die sogenannten “Qualitätsmedien” ernsthaft zu sprechen. Denn ihr Nimbus ist unverdient. Dabei geht es jedoch nicht alleine um den Fall Relotius – denn der ist vielmehr ein Symptom denn die Krankheit, die es zu heilen gilt.

Die Krankheit ist der Wahrheitsanspruch, mit dem sich die selbsternannten Qualitätsmedien schmücken – und den sie immer weniger erfüllen können. Der Journalismus ist im Umbruch – qualitätsmässig bedeutet jener den Zusammenbruch. Die Marktkonzentration wird immer grösser. Der Druck auf Journalisten, die keinen der wenigen Alpha-Plätze ergattern konnten, wird immer grösser. Journalist zu sein, das bedeutet für die allermeisten heute eine prekäre Tätigkeit auszuüben. Die Preise sind am Boden, Ausbeutung und Mehrfachverwertung an der Tagesordnung.

Gleichzeitig werfen sich die Führer der Boten in die Brust: sie alleine fabrizierten Wahrheit, sie alleine könnten etwa Qualität und Sorgfalt liefern. Und während sie noch ihr Loblied auf sich selbst in voller Lautstärke singen, so bauen sie parallel immer mehr Personal und damit Qualität ab.

Gleichschaltung ist heute keine Metapher mehr. Wer es schafft, eine Nachricht über dpa oder gar Reuters zu plazieren, der zeigt, beschallt und textet durch ein Meer von Megaphonen, die alle im Wortsinne gleichgeschaltet sind. Denn die Software, die viele Medien und Zeitungen verwenden, erstellt automatisch “Nachrichtenbeiträge” aus dem, was ein einzelner Praktikant bei der Agentur an PR-Text der gutbezahlten Propagandisten eines kommerziellen Unternehmens kopiert hat.

Das erhöht den Druck auf den einzelnen Journalisten noch einmal. Jeder weiss: bezahlt wirst Du nur noch, wenn sie es bringen. Und was sie bringen wollen, das weiss jeder: gegen Putin, für Diversity, hin zum Fachkräftemangel! Was der neoliberale Mainstream hören will, ist offensichtlich – und wer liefert, bekommt noch Geld. Ja, wer immer liefern kann, dessen Erfolg wird gemessen, und er wird als einziger Karriere machen!

So und nicht anders ist der Fall Claas Relotius zu werten: er ist das Symptom für die Krankheit, die den Journalismus der westlichen Welt befallen hat. Und diese Krankheit, die heisst PR. Gleichgeschaltete PR.

Ich bevorzuge das alte Wort für PR: Propaganda.