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“Obama ist zu lasch in Syrien – Der Westen ist Mitschuldig durch Nichtstun”Fall Oury Jalloh: „Unendlich viele Merkwürdigkeiten“

Amnesty wird mehr und mehr unterwandert – die Qualitätsmedien schlachten das aus

Das ist nicht ganz neu, dass die Geheimdienste versuchen, grosse Marken wie Amnesty International zu kapern. Ich hatte schon vor zwei Jahren über einen Vorfall berichtet. Als ich mich kurze Zeit später mit einem Aktivisten von Amnesty unterhalten hatte, hat der mir unter vier Augen die Situation dargestellt – man habe “oben” nun vermehrt Karrierehengste. Und die sind halt leicht zu beeinflussen – und “transatlantisch” vernetzt.

Mit Trauer sehe ich, wie nun eine der grossen Marken zugrunde geht. Die Qualitätsmedien, bekannt für ihre NATO-Kriegspropaganda, schiessen nun aus vollen Rohren, und berufen sich dabei auf Amnesty. Die Propaganda ist geschickt plaziert:

Amnesty International prangert Folter, Misshandlungen und katastrophale Haftbedingungen in syrischen Gefängnissen an. Mehr als 17.000 Tote habe es dadurch seit 2011 gegeben. Überlebende berichten von unfassbarer Brutalität.

Die Assad-Regierung besteht sicher ganz und gar nicht aus Waisenknaben. Vor dem Pipelinestreit, der zum aktuellen Konflikt geführt hat, war es Syrien, das im Auftrag der USA gefoltert hat.

Klar, die Qualitätsmedien übertreiben noch kräftig; denn wenn ich die Homepage von Amnesty aufrufe, steht da nichts von solchen Alarmmeldungen. Wie kommt die Tagesschau dann zu dieser Nachricht?

Wenn man sich durchklickt, und mal zum Thema Syrien browst, so wird das Ausmaß der Propaganda-Unterwanderung von Amnesty schnell sichtbar. Ich zitiere:

Government forces and non-state armed groups committed war crimes, other violations of international humanitarian law and gross human rights abuses with impunity in the internal armed conflict. Government forces carried out indiscriminate attacks and attacks that directly targeted civilians, including bombardment of civilian residential areas and medical facilities with artillery, mortars, barrel bombs and, reportedly, chemical agents, unlawfully killing civilians.

Da sind sie wieder, die zwei NATO-Propaganda-Lügen, die längst als solche enttarnt sind: “barrel bombs”, also die “Fassbomben” (im Deutschen keine Alliteration, im Englischen ein auch rhetorisch perfekter Agitprop-Begriff), und sogar “chemical agents” – der Vorwurf, Giftgas einzusetzen.

Wenn ein Text von Amnesty die Haupt-Propaganda-Lügen der NATO gleich im Anreisser hat, dann ist höchste Vorsicht geboten. Hier schreibt nicht etwa ein politischer Aktivist auf, was er nachweislich festgestellt hat, sondern hier wird die Propaganda einer der Kriegsparteien, nämlich der NATO, unreflektiert wiedergegeben. Im folgenden Text wird Ausgewogenheit simuliert; aber auch er ist eine Ansammlung von Merkwürdigkeiten. Denn er stellt nur die Sicht der US-Koalition dar in seinen politischen Aussagen. Das Framing ist deutlich gesetzt:

Syria’s internal armed conflict, which began after anti-government protests in 2011, raged throughout the year.

Es ist ein “interner Konflikt Syriens”, der sich aus “Protesten gegen die Regierung” entwickelt habe. Eine reine Propaganda-Lüge. Wie wir längst wissen, wurde seitens der NATO von Anfang an mit der Al Qaida zusammengearbeitet, und man hat den sogenannten “Islamischen Staat” (Daesh) gefördert, um die Regierung Assad zu stürzen. Der Krieg ist auch schon lange nicht mehr nur in Syrien, sondern der “Islamische Staat” hat sich schon vor einiger Zeit in den Irak ausgebreitet.

Interessant wäre noch zu wissen, wo die Tagesschau die Zahl her hat. Denn im oben verlinkten Bericht finde ich sie nicht. Dort stehen an unterschiedlichen Stellen verschiedene Angaben:

Security forces arbitrarily arrested and continued to detain thousands […] thousands of detainees died as a result of torture and other ill-treatment between 2011 and 2015 […] Government forces held thousands of detainees without trial […] Tens of thousands of civilians, including peaceful activists, were detained by government security forces. […]The Anti-Terrorism Court reportedly sentenced to death 20 detainees held at Hama central prison for engaging in peaceful protests after grossly unfair trials in May and June.

Keine konkreten Zahlen – ausser die 20 –, und die Behauptungen über die Grössenordnungen alle unbelegt und wechselseitig widersprüchlich also. Amnesty, quo vadis?

Eine Randnotiz noch: der Propaganda-Artikel der Tagesschau ist ausgerechnet vom selben Autor, der Anlass zu dieser Programmbeschwerde gegeben hat.

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