Liebe Politik: jahrzentelang habt Ihr das Nazi-Problem im Osten Deutschlands ignoriert – wie wär's denn mal mit Kümmern?
Die “PEGIDA”-Diskussion ist so typisch für die Verhältnisse im Land: seit Jahrzehnten gibt es in Teilen Ostdeutschlands ein massives Nazi-Problem. Ganze Regionen sind durch den Betrug mit der Treuhand und dann wegen des repressiven “Agenda-2010”-Programms derart frustriert, dass die Leute dort flächendeckend auf die rechten Verführer herein gefallen sind.
Ich kenne Gegenden in der Niederlausitz, da ist es mir schon vor 20 Jahren nicht gelungen, jemand aufzutreiben, der kein Nazi war: meine Hotelwirtin, der Mann an der Tankstelle, der Wirt der Kneipe einschliesslich seiner Gäste, alle pflegten dieselbe braune Gesinnung. Das Phänomen ist jedoch keinesfalls auf die Niederlausitz beschränkt. Und weder auf Sachsen, noch auf Brandenburg; in den fünf “neuen” Bundesländern ist die Landkarte praktisch braun gefleckt.
Jetzt, mit den “PEGIDA”-Märschen, bekommt das Problem erneut Aufmerksamkeit. Brennende Asylantenheime in Rostock-Lichtenhagen 1992 haben nichts an den Zuständen geändert, im Gegenteil: die SPD hat damals dann dem “Asylkompromiss” zugestimmt, um Flüchtlingen auch staatlicherseits das Misstrauen auszusprechen. Das Nazi-Problem blieb dagegen unangetastet. Man hat also die Symptome gelindert, weil man nämlich nichts an den Ursachen ändern will.
Denn die Ursache ist: die Leute, die dort wohnen, wurden von vorne bis hinten beschissen. Die Treuhand-Nummer hat sie um alles gebracht, was sie hatten – und das mit offensichtlichem, reinem Betrug. Daher kommen sowohl Ostalgie auf der Roten Seite wie auch das Hereinfallen auf Braune Verführer, je nach Gegend. Mit dem “Agenda-2010”-Programm und Hartz-4 haben SPD und Grüne dann dem Glauben an diesen deutschen Staat den Todesstoss versetzt. Seither wird man massiv gegängelt, missachtet und unterdrückt, wenn man das Pech hat, keinen Job zu finden. Das ist aus Kohls “Blühenden Landschaften” geworden – sanierte Innenstädte mit einem Handy-Laden nach dem anderen, mit Läden aus Ladenketten, westsaniert, fest in westlicher Hand. Und Löhne, die “aufgetockt” werden müssen, damit sie überhaupt zum Überleben reichen. Für diejenigen, die eine Anstellung haben natürlich nur, und nicht Zeitarbeit, Leiharbeit, 1-Euro-Jobs, 400-Euro-Jobs oder was auch immer die Hartz-4-Civitas-Diaboli an Knechtschaft und Unwürde hergibt.
Es sind nicht umsonst Kleinbürger und Frustrierte, die hier marschieren. Klar, die Leute lassen sich von den Rechten verladen – viele hören aber bereits nicht mehr zu, wenn man ihnen das sagt. Sie trauen kaum noch jemandem, und haben endlich Führer gefunden, die ihnen erzählen, dass sie besseres verdient haben, und dass nur eine diffuse böse, muslimische Gefahr zwischen ihnen und dem Glück stehe. Wir wissen, dass es keine muslimische Gefahr ist. Aber dass die herrschenden Machtverhältnisse den Leuten kein Glück, keine Sicherheit im Leben, keine Ruhe erlauben, damit haben sie vollkommen recht.
Die Auswirkungen der “Sparpolitik” kommen endlich zurück ins Reich. Auch Deutschland hat nun – wieder einmal – eine “Rechte Bewegung”.
publiziert Tue, 16 Dec 2014 09:44:36 +0100 #austerität #hartz4 #nazis