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Krank im KopfDie Bundesregierung gibt die Kurden “im Wege des Interessenausgleichs” (de Maizière) zum Abschuss frei

Inquisition 2.0: Die Hexenjagd geht wieder los

An der Uni Tübingen will ja Michael Butter nun erforschen, warum Leute andere politische Meinungen haben als die Einzig Wahre:

Die Ukraine-Krise, die erste Mondlandung oder der Terroranschlag auf die Redaktion der französischen Satirezeitschrift Charlie Hebdo haben alle eines gemein: Um sie ranken sich zahlreiche Mutmaßungen und Gerüchte.

Dann will er erforschen, wie man Politikern und Journalisten helfen kann, wenn sie mit solchen anderen Meinungen konfrontiert sind. Da hat Thomas völlig recht damit, wenn er schreibt:

Wow, das ist groß! Europäische Staaten finanzieren Wissenschaftler, damit diese praktische Maßnahmen gegen die Verbreitung von "falschem Wissen" entwickeln. Und in der Presseerklärung der Uni Tübingen werden als Beispiele für das Problem tatsächlich "Gerüchte" im Zusammenhang mit der "Ukraine-Krise" oder den Anschlag auf Charlie Hebdo genannt! Na hoffentlich haben die Wissenschaftler in ihrem interdisziplinären Team auch auch paar Historiker, die etwas von der Expertise der Heiligen Inquisition im Kampf gegen Irrlehren einbringen können!

Derweil üben eine Gruppe von Hexenjägern auf den Scienceblogs (natürlich unter Pseudonym) an meiner Person, wie man durch geschicktes Verdrehen von Aussagen den Ketzer fertigmachen kann:

Doch, genau das unterstelle ich dir. Du wolltest bzgl. Cleland einen falschen Eindruck erwecken und auch mit deiner Falschbehauptung zur ACLU die Mitleser in die Irre führen.

Klar, das reicht dicke für den Strafantrag wegen übler Nachrede. Und selbstverständlich ist es auch nicht verwunderlich, weshalb solche Leute zu feige sind, ihren Klarnamen zu verraten – und damit, wer sie sind. Mir geht es jedoch um etwas anderes; denn das ist ja das zweite Mal diese Woche, dass an einer Uni “gegen die Verbreitung von Irrlehren” “geforscht” wird, und darüber breit berichtet. Denn in o.g. Diskussion geht es nicht um jene ganz spezielle “Forschung” an der Uni Tübingen, sondern um eine ebenso höchst fragwürdige “Forschungsarbeit” an der University of Oxford.

Ich hatte mich zum Thema gerade in Thun mit einem Wissenschaftler der ETH Zürich unterhalten. Der wies mich darauf hin, dass in der Wissenschaft für solcherart Ideologie durchaus Unterstützung gefunden wird – und nannte Beispiele dafür. Ich wollte das dort noch nicht glauben. Aber schon eine Woche später bekomme ich das ganze brühwarm serviert.

Vielleicht hat der Erfolg der Propagandisten der Gegenaufklärung, den sie bei der Besetzung vieler Ökonomie-Professuren hatten, dieselben beflügelt. Jedenfalls scheint es im Moment richtig Knete für “Forschung” der Art zu geben, was man gegen “falsche” politische Meinungen tun kann. Und es werden Leute an den Unis dafür gefunden, die sich für sowas hergeben.

Das ist brandgefährlich.

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