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Zehntausende Nazi-Akten onlineSaudische Kleriker rufen zum Dschihad gegen Russland

Was eine Studie beweist – und eben nicht beweist. Ein Lehrstück über Propaganda in deutschen Qualitätsmedien

Die Angst der Syrer vor dem Assad-Regime

… titelt beispielsweise die Tagesschau.

Die meisten fliehen vor Assad – nicht vor dem IS

… behauptet forsch die Bild am Samstag. Nur: was wurde in der Umfrage von “Adopt a Revolution” überhaupt gefragt? Ich zitiere:

Respondents named the violent conflict (92%), the fear of being arrested or taken hostage (86%), as well as barrel bombs (73%) as direct threats to their life.

Nanu? Da tauchen weder in der Frage noch in den Antworten Assad oder die Baath-Partei auf. Es ist auch nicht nach einem Fluchtgrund gefragt worden, sondern was die Leute als “threats to their life” sehen – interessanterweise mit der Dopplung “violent conflict” und “barrel bombs”. Wie kommt “adopt a revolution” dann dazu zu behaupten, die überwiegende Mehrheit nenne Assad als Fluchtgrund?

Since only the Syrian Army uses barrel bombs, this cause can also be traced to the Assad regime.

Und da ist sie wieder, die Fassbomben-Geschichte. Die gesamte sogenannte “Studie” hängt also an ihr. Denn die anderen Fragen sind weit weg davon, eindeutig zu sein. Es heisst dort nämlich zum konkreten angeblichen Ergebnis noch:

Responsibility for these causes can be directly assigned to the government of Bashar al-Assad. More than two thirds indicate that the Assad army and their allies were responsible for violent conflict

Eine interessante, sehr zweischneidige Aussage: weil die Leute der Ansicht sind (angeblich), das Assad-Regime sei verantwortlich, dass es zu einem solchen Konflikt gekommen ist, schliesst diese “NGO” also messerscharf daraus, die Leute flüchten vor Assad (und nicht etwa vor dem Konflikt). Interessant ist aber auch dieser Hinweis unter “D) Survey Methodology”:

Given the survey methodology and lack of data, results are not necessarily representative of the population of Syrians in Germany and care should thus be taken in interpreting the results.

«In Anbetracht der Methodik und dem Mangel an Daten sind die Ergebnisse nicht notwendigerweise repräsentativ für die syrischstämmige Bevölkerung in Deutschland, und man sollte vorsichtig damit sein, die Ergebnisse zu interpretieren.»

Das kann man wohl laut sagen – und die Qualitätsmedien verschweigen es selbstverständlich ebenso laut. Wer hat nun eigentlich diese Studie durchgeführt?

The survey was conducted by Adopt a Revolution in Cooperation with The Syria Campaign and Planet Syria with scientific consultation by Heiko Giebler of Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB).

Schauen wir mal ins Lexikon. “Adopt a Revolution”, gegründet von Elias Perabo, ist verzeichnet als deutscher Arm der Organisation “Lokale Koordinationskomitees”. Im Lexikon steht zu lesen:

Die Lokalen Komitees werden durch Spenden von einzelnen Unterstützern finanziert. Die weltweit aktive Initiative Adopt a Revolution aus Berlin vermittelt Partnerschaften zu einzelnen LCCs.

Die Studie ist also von den deutschen Unterstützern der Gegner Assads durchgeführt worden. Und sie bekommt heraus, dass Assad an allem Schuld ist. Und wer ist das “WZB”? In diesem BZ-Artikel wird berichtet:

Die Linken warnten vor der “Ausbeuter- und Kriegsforscher GmbH” und sprengten deren erste Pressekonferenz mit Stinkbomben. An der Wand des Otto-Suhr-Instituts der Freien Universität stand: “Zerquetscht das WZB!”. […] Gegründet wurde das WZB 1969 von 15 Bundestagsabgeordneten aus CDU/CSU und SPD. Sie wollten die Rolle West-Berlins durch die Bindung von Forschern an die Stadt stärken und die Politikberatung fördern. Heute wird das WZB zu 75 Prozent vom Bund und zu 25 Prozent vom Land gefördert. Es betreibt problemorientierte Grundlagenforschung.

“Problemorientierte Grundlagenforschung” also. Nun, das ist wohl auch in dieser Studie hier der Fall.

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